Jeder Weg ist nur ein Weg, alle führen nirgendwo hin. Es ist kein Verstoß gegen sich selbst oder andere, ihn aufzugeben, wenn dein Herz es dir befiehlt. Sieh dir jeden Weg scharf und genau an. Versuche ihn so oft wie nötig. Dann frage dich, und nur dich allein: Ist es ein Weg mit Herz? Wenn ja, dann ist es ein guter Weg, wenn nicht, ist er nutzlos.
Carlos Castaneda, Die Lehren des Juan
Grabrednerin - 21. Mai, 10:04
Je älter wir werden, umso mehr drängt sich die Frage auf, wo will ich eigentlich begraben sein? Und die nächste Frage, die sich anschließt: Wer kümmert sich nach meinem Tod um das Grab? Diese Frage ist besonders drängend, wenn entweder keine Kinder da sind oder diese in einer ganz anderen Ecke Deutschlands leben wie bei mir. Ich lebe in München, mein Familiengrab ist in Berlin. In den Gesprächen mit Angehörigen taucht in letzter Zeit immer mehr der Gedanke an einen Friedwald auf. Ein Friedwald ist ein naturbelassener Wald. Die biologisch abbaubare Urne wird an den Wurzeln eines Baumes in die Erde eingelassen. Es ist jedem überlassen ob ein Namensschild am Baum befestigt wird oder ob ein anonymes Grab entsteht. Ich finde den Friedwald eine gute Möglichkeit auch über das eigene Erdenleben hinaus mit der Natur im Einklang zu sein. In Bayern gibt es inzwischen drei Friedwälder:
FriedWald am Schwanberg, im Spessart in Rieneck und in der Fränkischen Schweiz in Ebermannstadt.
Grabrednerin - 17. Apr, 18:33
Do not go gentle into that good night,
Old age should burn and rage at close of day;
Rage, rage against the dying of the light.
Though wise men at their end know dark is right,
Because their words had forked no lightning they
Do not go gentle into that good night.
Good men, the last wave by, crying how bright
Their frail deeds might have danced in a green bay,
Rage, rage against the dying of the light.
Wild men who caught and sang the sun in flight,
And learn, too late, they grieved it on its way,
Do not go gentle into that good night.
Grave men, near death, who see with blinding sight
Blind eyes could blaze like meteors and be gay,
Rage, rage against the dying of the light.
And you, my father, there on the sad height,
Curse, bless me now with your fierce tears, I pray.
Do not go gentle into that good night.
Rage, rage against the dying of the light.
Grabrednerin - 26. Mär, 09:05
Neben meiner Tätigkeit als Trauerrednerin arbeite ich als wissenschaftliche Autorin im Bereich Gesundheit und Medizin. Wenn ich medizinische Texte lese, dann stört mich jedes Mal, dass Patienten, die in Studien eingeschlossen werden, nie sterben, sondern sie haben ein Ereignis. Ein typischer Satz lautet: Die Überlebenszeit in Abhängigkeit einer systemischen Therapie betrug für Patientinnen mit systemischer Therapie durchschnittlich 94,91 Monate mit einer Standardabweichung von 1,57 Monaten bei 17 Ereignissen. Ich möchte weder den Wissenschaftlern noch den Ärzten Gefühlskälte unterstellen, aber es ärgert mich doch immer ein wenig, wenn diese Formulierung benutzt wird. Warum können Patienten nicht sterben, vielleicht würde es unsere Wissenschaft und unsere Medizin ein wenig gefühlvoller machen.
Grabrednerin - 9. Mär, 11:26
Vielen ist vielleicht Ovids "Ars amatoria" bekannt, zumindest vom Namen her, was so viel bedeutet wie die Kunst zu lieben. In der Antike galt das Interesse der vornehmen Bürger besonders dem glücklichen Leben mit allen seinen Facetten. Dass es aber auch eine ganze Literatursparte gibt, die sich mit der Ars moriendi, der Kunst des Sterbens beschäftigt, dürfte eher unbekannt sein. Im Mittelalter wurde die Bevölkerung in Europa durch die vielen grassierenden Seuchen deutlich reduziert und das Sterben, auch in jungen Jahren, war eine recht alltagsnahe Erfahrung. Die katholische Kirche hatte im Spätmittelalter fest Fuß gefasst und die Gläubigen wollten sich mit einem guten Leben auf den Moment des Jüngsten Gerichts vorbereiten. Der französische Theologe Johannes Gerson schrieb die erste Erbauungsschrift dieser Art „Opus tripartium“ 1408.
Grabrednerin - 7. Okt, 11:22
Ich wünsche dir, daß du beweinen kannst, was du entbehrt und verloren hast, ohne in Trauer Wurzel zu schlagen.
Ich wünsche dir, daß du Zorn fühlen kannst auf das, was Menschen dir angetan haben, ohne im Unversöhnlichen zu erstarren.
Heilender Friede wachse dir zu, daß Vergangenes dich nicht mehr quäle und böse Erinnerung dir nicht mehr zur Fessel werde.
Zuversicht ziehe ein, wo die Ohnmacht haust, daß du aufstehst, dein Leben zu wagen.
unbekannter Autor
Grabrednerin - 13. Sep, 20:25
Eigentlich hört die Trauer um einen geliebten Menschen nie auf. Ein Mensch ist wirklich unersetzlich. Ich habe schon mal über die einzelnen Phasen der Trauer geschrieben, die Art der Beschäftigung und auch die Trauer verändern sich mit der Zeit. Nach einem Jahr scheint eine neue Ordnung in den Alltag der Hinterbliebenen getreten zu sein. Inzwischen habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass es drei Jahre dauert bis das Gefühl so weit ist, dass der Verstorbene in der Vergangenheit seinen ganz wichtigen Platz hat, aber das das Herz auch weiß, dass es die Vergangenheit ist.
Grabrednerin - 31. Aug, 15:36
Death, be not proud, though some have called thee
Mighty and dreadful, for thou are not so;
For those whom thou think'st thou dost overthrow
Die not, poor Death, nor yet canst thou kill me.
From rest and sleep, which but thy pictures be,
Much pleasure; then from thee much more must flow,
And soonest our best men with thee do go,
Rest of their bones, and soul's delivery.
Thou'art slave to fate, chance, kings, and desperate men,
And dost with poison, war, and sickness dwell,
And poppy'or charms can make us sleep as well
And better than thy stroke; why swell'st thou then?
One short sleep past, we wake eternally,
And death shall be no more; Death, thou shalt die.
John Donne
Grabrednerin - 6. Jul, 09:32