Donnerstag, 11. November 2010

Depression

Gestern vor einem Jahr hat sich Robert Enke das Leben genommen. Damit kam das Thema Depression an die Oberfläche. Bei einer Depression dringt so gut wie kein Gefühl mehr zu dem Menschen vor. Alles ist sinnlos geworden, es gibt keinen Grund mehr weiterzuleben. Eine ganz schwere Last lag auf der Familie Enke, da ihre Tochter an einem angeborenen Herzfehler mit 2 Jahren verstarb. Die Familie ließ sich nicht unterkriegen, sie adoptierten ein Kind, ein zweimonatige altes Mädchen.
Das alles waren gute Schritte, aber letztlich konnten sie die Depression nicht heilen. Ich glaube, dass Depression nicht heilbar ist, in den guten Momenten ist sie fast verschwunden, bis sich wieder schwarze Löcher auftun, die jedes Gefühl in sich verschlingen. Nicht nur die guten, schönen Gefühle werden verschlungen, sondern auch die ärgerlichen, oder enttäuschten Gefühle. Es besteht ein Vakuum, das nicht gefüllt wird. Mir Menschen brauchen aber alle diese Gefühle, um einen Grund zum weiterleben zu haben.

Dienstag, 28. September 2010

Abschied von sich selbst

Es gibt Krankheiten, die einen Menschen so verändern, dass es ein vorher und ein nachher gibt. Alzheimer ist wohl die bekannteste dieser Krankheiten aber auch MS gehört dazu und viele psychische Krankheiten wie z. B. Schizophrenie. Diese Krankheiten sind nicht unbedingt lebensverkürzend, aber sie verändern die Menschen so sehr, dass die Betroffenen sich oft nicht wiedererkennen. Dennoch haben die Menschen, die an diesen Krankheiten leiden oft ein sehr klares Bewusstsein darüber, wer sie mal waren und wie sie mal waren. Es ist eine große Herausforderung sich von sich selbst zu verabschieden. Es gehört viel Mut dazu, viel Weisheit und Ernsthaftigkeit, sich mit dem neuen „Ich“ anzufreunden. Denn vieles geht verloren, das vorher „Ich“ verschwindet aber es kommt auch etwas Neues dazu. Vor allem die Kunst den Augenblick zu genießen, die schönen Momente zu genießen, das Hier und Jetzt wertzuschätzen.

Dienstag, 17. August 2010

Schuldgefühle

Schulgefühle scheinen irgendwie immer mit der Trauer einherzugehen. Obwohl wir alles für den Menschen getan haben, der von uns geht, bleibt doch immer ein Rest von Unsicherheit, ob wir auch wirklich alles an Hilfe ausgeschöpft haben. Vielleicht liegt es daran, dass wir diesem letzten Lebensstadium hilflos gegenüber stehen. Vielleicht sind wir es auch nur sehr gewöhnt, dass wir alles im Griff haben, dass wir jedes Problem, jede Situation regeln können. Wir fühlen uns in unserer normalen Alltagssituation fähig und mächtig, unvorhergesehene Situationen und Ereignisse gut zu meistern. Doch beim Sterben folgt der Körper seinen eigenen Gesetzen. Auch die Ärzte haben nur bedingt die Möglichkeit einzugreifen. Es bleibt einfach ein Rest des Zweifelns, dass wir doch noch etwas hätten tun können.

Freitag, 30. Juli 2010

Der Schmerz

Khalil Gibran „ Der Prophet“

Und eine Frau sagte: Sprich uns vom Schmerz!
Und er antwortete: euer Schmerz ist das Zerbrechen der Schale, die euer Verstehen umschließt.
Wie der Kern der Frucht zerbrechen muss, damit sein Herz die Sonne erblicken kann, so müsst auch ihr den Schmerz erleben.
Und könntet ihr in euren Herzen das Staunen über die täglichen Dinge des Lebens bewahren, würde euch der Schmerz nicht weniger wundersam scheinen als die Freude.
Und ihr würdet die Jahreszeiten eures Herzens hinnehmen, wie ihr stets die Jahreszeiten hingenommen habt, die über eure Felder streifen.
Und ihr würdet die Winter eures Kummers mit Heiterkeit überstehen.
Vieles von eurem Schmerz ist selbstgewählt.
Er ist der bittere Trank, mit dem der Arzt in euch das kranke Ich heilt.
Daher traut dem Arzt und trinkt seine Arznei schweigend und still.
Denn seine Hand, obwohl schwer und hart, wird von der zarten Hand des Unsichtbaren gelenkt, und der Becher, den er bringt, ist, obwohl er eure Lippen verbrennt, geformt aus dem Ton, den der Töpfer mit seinen heiligen Tränen benetzt hat.

Montag, 19. Juli 2010

Weinen

Bei einer Beerdigung schießen uns oft die Tränen in die Augen, auch wenn wir später an den Verstorbenen denken, fließen die Tränen. Es tut gut zu weinen, es erleichtert und tröstet. Ich werde oft gefragt, wie ich Trauerrednerin damit umgehe, dass die Menschen, denen ich begegne, so viel weinen. Meistens ist es aber so, dass sich bei einem Trauergespräch Phasen des Weinens von Phasen des Lächelns abwechseln. Wir weinen, wenn wir an den Verlust eines Menschen denken, aber wir schmunzeln auch, wenn wir uns an eine schöne oder lustige Situation mit dem gegangenen Menschen erinnern. Warum wir aber weinen, das hat die Wissenschaft bisher noch nicht herausgefunden. Alle Theorien sind eher beschreibender Natur und keine hält bisher Einwänden stand. Letztendlich ist es aber egal, denn es tut einfach gut, mal die Tränen fließen zu lassen.

Mittwoch, 30. Juni 2010

vorher Abschied nehmen

Viele Menschen, die meine Seite besuchen, haben bereits einen Menschen verloren. Der Tod des geliebten Menschen zwingt uns dann zu einem endgültigem Abschiednehmen. Doch oft ist es ja so, dass wir unsere Lieben eine lange Zeit vorher begleiten, bevor ein Mensch geht. In dieser Zeit, die ich als ganz wertvoll empfinde, geschieht der Abschied in kleinen Schritten. Ich glaube, besonders schwer ist es, wenn der nahe Mensch sich vielleicht durch Krankheit oder durch seine seelische Verfassung vorher stark verändert. Die Alzheimer-Krankheit ist da nur ein Fall, ein extremer zwar, aber Menschen verändern sich manchmal durch eine Krankheit. Und obwohl jemand noch da ist, mit uns vielleicht den Alltag teilt, ist er doch nicht mehr der, den wir mal kannten. Die Freundschaft oder Liebe zu diesem Menschen zu erhalten ist eine sehr schöne, aber schwierige Aufgabe.

Montag, 7. Juni 2010

unglücklich oder traurig

Wenn wir einen Menschen verlieren, dann sind wir meistens sehr traurig und manche Menschen sind auch unglücklich. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen traurig und unglücklich? Ich glaube dass traurig sein einen Zustand beschreibt, in dem man mit seinem Schicksal Frieden geschlossen hat. Wenn man traurig ist, dann hat man akzeptiert, dass der Mensch gegangen ist, dann kann die Traurigkeit Besitz von einem nehmen und man kann ganz langsam loslassen lernen. Beim unglücklich sein verhält es sich ein bisschen anders. Das Schicksal wird zum Feind des eigenen Lebens. Wir kämpfen gegen unsere Lebenssituation an und hadern mit den Ereignissen, die wir ertragen müssen. Wir wollen es einfach nicht akzeptieren, dass wir einen Menschen hergeben mussten. Auch dieser Zustand hat seine Vorteile, doch der Schmerz, den wir eigentlich empfinden müssten, ist hinter vielen Mauern verborgen. Ich wünsche allen Menschen, dass sie einen guten Weg zur Traurigkeit finden.

Samstag, 15. Mai 2010

Richtig trauern

Jeder, der sich etwas mit der Trauerarbeit beschäftigt hat, kennt wohl die sieben Trauerphasen nach Kübler-Ross. Aber sind diese Phasen auch wirklich für jeden Menschen gleich? Jeder Mensch ist so einzigartig und individuell, dass für jeden die Trauer anders aussieht. Manche Menschen haben Ihre stärksten Trauererlebnisse kurz nach dem Tod des Partners, mache Menschen fangen erst an zu trauern, wenn schon eine gewisse Zeit verstrichen ist. Jeder Mensch verarbeitet diese starken emotionalen Erlebnisse anders und in seinem ganz eigenen Tempo. Deshalb gibt es keinen „richtigen“ Weg zu trauern, auch wenn die Kirche oder die Gesellschaft uns etwas anderes vermittelt. Deshalb haben Sie bitte Mut zu Ihrem ganz eigenen Tempo und Ihrer Art des Trauerns.

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