Dienstag, 11. Dezember 2012

Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Ich möchte Ihnen heute ein Buch vorstellen, dass mich tief beeindruckt hat: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green, übersetzt von Sophie Zeitz, erschienen im Hanser Verlag 2012. Das Buch ist 288 Seiten lang.

Es ist die Geschichte des 16-jähringen Mädchens Hazel, das sich in den 18-jährigen Jungen Gus verliebt. Beide Elternpaare sind überglücklich und lassen den beiden Jugendlichen alle Freiheiten: Zusammen wegfahren, alleine im Zimmer sein und Musik hören und Videos gucken. Warum das möglich ist? Hazel würde sagen, dass ist der Krebsbonus, denn Kinder mit Krebs dürfen alles, was Kinder ohne Krebs nicht dürfen. Und wie sie es sagt ist es einerseits zum Lachen und andererseits zum Weinen. In diesem Buch sind Lachen und Weinen, Leben und Tod untrennbar zusammengeschweißt. Ja, es ist ein Krebsbuch über den Tod, aber es noch hundertmal mehr ein Buch über das Leben und die Liebe, die bis zum letzten Atemzug gelebt sein will.

Hazel und Gus lernen sich in einer kirchlichen Selbsthilfegruppe für Krebskranke Kinder kennen. Eigentlich will Hazel nicht in diese Selbsthilfegruppe gehen, sie sieht keinen Sinn darin, aber ihre Mutter besteht darauf, weil Hazel Depressionen hat. Sie liegt tagelang in ihrem abgedunkeltem Zimmer und liest immer dasselbe Buch von Peter van Houten (Ein herrschafltiches Leiden) für dessen Autor sie schwärmt und den unbedingt einmal kennenlernen möchte.

Im Buch sagt Hazel: „Der Grund, warum ich zur Selbsthilfegruppe ging, war derselbe, warum ich Krankenschwestern erlaubte, mich mit Medikamenten mit exotischen Namen zu vergiften. Ich wollte meine Eltern glücklich machen. Denn es gibt nur eins auf der Welt, dass ätzender ist als mit 16 an Krebs zu sterben. Und das ist: ein Kind zu haben, dass an Krebs stirbt.“

Die Selbsthilfegruppe wird von Patrick geleitet, der selbst einmal Krebs hatte, aber nun geheilt ist. Wenn Hazel darüber spricht, hört sich das so an: Dann stellte sich jeder von uns vor: Name. Alter. Diagnose. Und wie es uns heute so ging. Ich bin Hazel, sagte ich, wenn ich an die Reihe kam. Sechzehn. Ursprünglich Schilddrüse, aber mit umfänglichen und hartnäckigen Metastasen in der Lunge. Und es geht mir ganz gut heute. Wenn wir einmal durch waren, fragte Patrick, ob sich jemand der Gruppe mitteilen wollte. Und dann ging es los mit der Selbsthilfe: Alle redeten von Kämpfen und Siegen, vom Schrumpfen und vom Scannen. Um fair zu sein, Patrick ließ uns auch vom Sterben reden. Aber die meisten der anderen starben nicht. Die meisten würden wie Patrick erwachsen werden. (Was dazu führte, dass unter uns ein ziemlicher Konkurrenzkampf herrschte, denn wir alle wollten nicht nur den Krebs besiegen, sondern auch die anderen in der Gruppe. Mir ist klar, dass es völlig irrational ist, aber wenn du gesagt bekommst, du hast eine – sagen wir – zwanzigprozentige Chance, noch fünf Jahre zu leben, dann fängst du automatisch zu rechnen an und rechnest dir aus, dass damit einer von fünf gemeint ist … also siehst du dich um und denkst wie jeder gesunde Mensch: Ich muss vier von den armen Schweinen hier überleben.)

An diesem Tag in der Selbsthilfegruppe beginnt zwischen Hazel und Gus, eine der schönsten Liebesgeschichten der Jugendliteratur, die ich bisher gelesen habe. Die Geschichte ist wahnsinnig komisch, die Sprache direkt, manchmal ein wenig sentimental aber jemals kitschig.

Gus, der eigentlich Augustus heißt, setzt seinen Herzenswunsch von der Kinderkrebshilfe dafür ein, Hazel nach Amsterdam zu bringen, damit sie ihren Lieblingsschriftsteller treffen kann, der sich dann als Ekelprotz herausstellt. Dieses schreckliche Erlebnis hindert die beiden nicht daran, trotz Schmerzen und Hazels Sauerstoffflasche, die sie am Leben hält, ein honey moon Wochenende nach allen Regeln der Kunst zu verbringen.
Wieder zurück in den USA stirbt Gus noch vor Hazel an seinem Knochenkrebs, obwohl er eine 80 prozentige Chance zum Überleben hatte. Das Schicksal ist eben ein mieser Verräter.

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