moonwalk
Die ganze Welt trauert um Michael Jackson. Natürlich habe auch in den achtziger Jahren zu seiner Musik getanzt. Ich bin nicht der ganz große Musikfan, so habe ich sein Leben eher am Rande verfolgt. Dennoch er war ein großartiger Popstar. Wenn ich mir jetzt die Videos im Internet anschaue, dann fällt mir doch besonders auf, dass er auf der Bühne mit seinem ganz besonderen Tanzstil ein bisschen wie Charlie Chaplin aussah. 1997 brachte Michael Jackson eine Maxi-Single „Smile“ in kleinster Stückzahl heraus, auf der er an Charlie Caplin erinnert. Abgesehen von dem extremen Sammlerwert, den die Single jetzt hat, erzählt diese Hommage doch etwas über Michael Jackson selbst. Was die beiden verbindet, ist diese enorme Widersprüchlichkeit in ihrem Ausdruck. Sie sind Helden, sie bringen den Menschen Glück und Liebe und es bleibt doch der Eindruck, dass sie selbst auf der Suche bleiben nach dem Glück, der Zufriedenheit, dem Platz in der Gesellschaft. Das legendäre Kostüm von Michael Jackson, der schwarze Anzug, die zu kurzen Hosen und die weißen Strümpfe, so hatte Chaplin als Tramp ausgesehen. Ein armer Landstreicher, der in die Großstadt kommt, um dort das große Glück zu machen. Er scheitert aber an den Mechanismen einer unbarmherzigen und anonymen Welt, deren Gesetzte willkürlich und unverständlich für ihn bleiben. Auch bei Michael Jackson schleicht sich das Gefühl ein, dass er fremd geblieben ist, in dieser Welt der Erwachsenen, deren Regeln er nicht verstand. In seinem Tanz, dem moonwalk, zeigt er uns eine Figur, die vor allem rückwärts läuft, wobei es fast so aussieht, als liefe er vorwärts. Rückwärts und vorwärts, diese beiden gegenläufigen Bewegungen scheinen sein ganzes Leben zu charakterisieren. Vielleicht trauert die ganze Welt um ihn, gerade deswegen, weil er trotz aller Perfektion, trotz Kostüm und Maske sein Herz so vor aller Welt offenbart hat.
Grabrednerin - 2. Jul, 11:45