Mittwoch, 7. Januar 2015

Paliativer Behandlungsplan

Die Möglichkeit eines palliativen Behandlungsplans habe ich erst vor wenigen Tagen kennengelernt. Die Patientenverfügung dagegen ist inzwischen sehr gut bekannt. Die Festlegung der eigenen Wünsche am Ende des Lebens in einer Patientenverfügung setzt voraus, dass ich bei klarem Verstand und wachem Bewusstsein bin. Was ist jedoch mit all den Menschen, die entweder durch Krankheit, Unfall oder sogar von Geburt an diesen wachen Zustand verloren haben oder nie hatten? Sicher, diese Menschen haben einen gesetzlichen Betreuer, der im besten Fall sich wirklich kümmert. Kann dieser Betreuer doch wirklich wissen oder zumindest erahnen was der ihm anvertraute Mensch wünscht? Hier gibt es eine Grauzone, auch wenn die Betreuer nur aus Unwissenheit auf so eine Situation nicht vorbereitet sind. Es bedarf einer hohen Aufmerksamkeit, einer großen Fürsorge, die eher erahnt als weiß, was Mensch wünscht, der nicht mehr für sich selber sprechen und entscheiden kann. Eine Möglichkeit ist der palliative Behandlungsplan, der auch den Mitarbeitern der jeweiligen Einrichtungen hilft, das richtige zu tun. Im Gespräch mit dem Patienten, den Mitarbeitern, der Familie können gewünschte und nicht gewünschte Notfallmaßnahmen festgelegt werden. Denn die meisten von uns, wie ich auch, haben nur den Grundkurs im Hellsehen absolviert.

palliativer_behandlungsplan (pdf, 770 KB)

Montag, 24. November 2014

Folgen des Alkohols

Letzte Woche stolperte ich durch Zufall über die Todesstatistik des Statistischen Bundesamtes Deutschland. Hier werden die Zahlen und Fakten gelistet, an welchen Krankheiten die Menschen in Deutschland sterben und jedes Jahr werden die Daten aktualisiert. Ich habe auf die Seite geschaut, weil ich wissen wollte wie viele Menschen an einer Sepsis sterben und dabei bemerkte ich eine kleine Statuszeile, dass im Jahr 2013 4-mal so viele Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums wie an den Folgen eines Autounfalls gestorben sind. Diese Nachricht hat mich wirklich schockiert. Alkohol gehört zu unserem Alltag, es ist die Gesellschaftsdroge Nr. 1 und es ist absolut sozial akzeptiert Alkohol zu trinken. Es ist ebenfalls akzeptiert "einen über den Durst" zu trinken, doch die Schattenseiten dringen nicht ins gesellschaftliche Bewusstsein vor. Ab und an wird über Jugentliche berichtet, die das Koma-Saufen zu einem Sport machen. Ich schätze aber, dass die wirkliche Dunkelziffer von Menschen, und hier vor allem Frauen und ältere Menschen, die in die Sucht abrutschen nicht abzuschätzen ist. Es tut mir sehr leid um diese Menschen, da Alkoholsucht eine sehr einsame Sucht ist.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Himmalaya

Nepal Letzte Woche erreichte uns die schreckliche Nachricht, dass in Nepal im Himalaya Gebirge 29 Wanderer ums Leben kamen. Inszwischen hat sich die Zahl der Toten auf 39 erhöht. Eigentlich habe ich gar nicht so genau hingehört, da ich Unglücke im Himalaya immer mit dem Mount Everest und Menschen verbinde, die Extrembergsteiger sind. NIcht, dass ich diesen Menschen ein Unglück wünsche, aber sie wissen zumindest auf welche Gefahren sie sich einlassen. Beim zweiten Hören dieser Schreckensnachricht wurde mir auf einmal klar, dass es nicht der Mount Everest, sondern das Annapurna Massiv war, welches die verunglückten Wanderer umrundeten. Ich bin selbst 2009 in Nepal zum Annapurna Base Camp gewandert und ich bin relativ sportlich, aber weit von jeglicher Bergsteigerambition entfernt.

Eigentlich müssen wir gar nicht so weit in die Ferne schauen, auch in Bayern in den heimischen Bergen, verunglücken jedes Jahr Wanderer und es ist umso trauriger, denn diese Unglücke könnten vermieden werden. Die Sportindustrie produziert immer bessere Ausrüstungsgegenstände mit immer besseren Materialien. Die Annapurna Wanderer hatten außerdem ihre Sherpas dabei, was kann also noch passieren? Mit all diesen Vorkehrungen wiegen wir uns in Sicherheit, die aber trügerisch ist, da wir die Natur nicht beeinflussen können. Die Natur ist eine Macht, die so viel unendlich größer ist als wir Menschen sie uns je vorstellen können.

Mittwoch, 13. November 2013

Das Geschäft mit dem Tod

Seit einem Jahr arbeite ich ehrenamtlich für Radio Lora München (92,4) und am 9. Oktober habe ich eine Sendung zum Thema "Das Geschäft mit dem Tod" gemacht. Im Studio waren meine Kollegin, die Trauerrednerin Bettina Seifert und Achim Henschel, Referatspersonalrat, tätig beim städtischen Bestattungsunternemen. Außerdem kamen Herr Florian Rauch von AETAS, Herr Hanrieder von Hanrieder Bestattungen und Sabine Kistner vom BestatterInnen Netzwerk in Frankfurt zu Wort. Die Sendung ist bei Radio Lora nachzuhören.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Ich möchte Ihnen heute ein Buch vorstellen, dass mich tief beeindruckt hat: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green, übersetzt von Sophie Zeitz, erschienen im Hanser Verlag 2012. Das Buch ist 288 Seiten lang.

Es ist die Geschichte des 16-jähringen Mädchens Hazel, das sich in den 18-jährigen Jungen Gus verliebt. Beide Elternpaare sind überglücklich und lassen den beiden Jugendlichen alle Freiheiten: Zusammen wegfahren, alleine im Zimmer sein und Musik hören und Videos gucken. Warum das möglich ist? Hazel würde sagen, dass ist der Krebsbonus, denn Kinder mit Krebs dürfen alles, was Kinder ohne Krebs nicht dürfen. Und wie sie es sagt ist es einerseits zum Lachen und andererseits zum Weinen. In diesem Buch sind Lachen und Weinen, Leben und Tod untrennbar zusammengeschweißt. Ja, es ist ein Krebsbuch über den Tod, aber es noch hundertmal mehr ein Buch über das Leben und die Liebe, die bis zum letzten Atemzug gelebt sein will.

Hazel und Gus lernen sich in einer kirchlichen Selbsthilfegruppe für Krebskranke Kinder kennen. Eigentlich will Hazel nicht in diese Selbsthilfegruppe gehen, sie sieht keinen Sinn darin, aber ihre Mutter besteht darauf, weil Hazel Depressionen hat. Sie liegt tagelang in ihrem abgedunkeltem Zimmer und liest immer dasselbe Buch von Peter van Houten (Ein herrschafltiches Leiden) für dessen Autor sie schwärmt und den unbedingt einmal kennenlernen möchte.

Im Buch sagt Hazel: „Der Grund, warum ich zur Selbsthilfegruppe ging, war derselbe, warum ich Krankenschwestern erlaubte, mich mit Medikamenten mit exotischen Namen zu vergiften. Ich wollte meine Eltern glücklich machen. Denn es gibt nur eins auf der Welt, dass ätzender ist als mit 16 an Krebs zu sterben. Und das ist: ein Kind zu haben, dass an Krebs stirbt.“

Die Selbsthilfegruppe wird von Patrick geleitet, der selbst einmal Krebs hatte, aber nun geheilt ist. Wenn Hazel darüber spricht, hört sich das so an: Dann stellte sich jeder von uns vor: Name. Alter. Diagnose. Und wie es uns heute so ging. Ich bin Hazel, sagte ich, wenn ich an die Reihe kam. Sechzehn. Ursprünglich Schilddrüse, aber mit umfänglichen und hartnäckigen Metastasen in der Lunge. Und es geht mir ganz gut heute. Wenn wir einmal durch waren, fragte Patrick, ob sich jemand der Gruppe mitteilen wollte. Und dann ging es los mit der Selbsthilfe: Alle redeten von Kämpfen und Siegen, vom Schrumpfen und vom Scannen. Um fair zu sein, Patrick ließ uns auch vom Sterben reden. Aber die meisten der anderen starben nicht. Die meisten würden wie Patrick erwachsen werden. (Was dazu führte, dass unter uns ein ziemlicher Konkurrenzkampf herrschte, denn wir alle wollten nicht nur den Krebs besiegen, sondern auch die anderen in der Gruppe. Mir ist klar, dass es völlig irrational ist, aber wenn du gesagt bekommst, du hast eine – sagen wir – zwanzigprozentige Chance, noch fünf Jahre zu leben, dann fängst du automatisch zu rechnen an und rechnest dir aus, dass damit einer von fünf gemeint ist … also siehst du dich um und denkst wie jeder gesunde Mensch: Ich muss vier von den armen Schweinen hier überleben.)

An diesem Tag in der Selbsthilfegruppe beginnt zwischen Hazel und Gus, eine der schönsten Liebesgeschichten der Jugendliteratur, die ich bisher gelesen habe. Die Geschichte ist wahnsinnig komisch, die Sprache direkt, manchmal ein wenig sentimental aber jemals kitschig.

Gus, der eigentlich Augustus heißt, setzt seinen Herzenswunsch von der Kinderkrebshilfe dafür ein, Hazel nach Amsterdam zu bringen, damit sie ihren Lieblingsschriftsteller treffen kann, der sich dann als Ekelprotz herausstellt. Dieses schreckliche Erlebnis hindert die beiden nicht daran, trotz Schmerzen und Hazels Sauerstoffflasche, die sie am Leben hält, ein honey moon Wochenende nach allen Regeln der Kunst zu verbringen.
Wieder zurück in den USA stirbt Gus noch vor Hazel an seinem Knochenkrebs, obwohl er eine 80 prozentige Chance zum Überleben hatte. Das Schicksal ist eben ein mieser Verräter.

Montag, 3. September 2012

Wie ein Diamant

Seit wenigen Jahren ist es möglich aus der menschlichen Asche einen Kristall zu formen. Dieser Kristall kann in verschiedene Formen gegossen werden oder wie ein Diamant geschliffen werden. Die Asche, die von uns übrigbleibt, besteht vor allem aus Salzen und Kohlenstoff. Das Verfahren beruht darauf, die Salze (ca. 80%) vom Kohlenstoff (ca. 20%) zu trennen. Danach ist es möglich mit einer hochspezialisierten Presse das Karbon 4 – 16 Wochen lang unter hohem Druck und konstant hohen Temperatur in einen Kristall zu verwandeln. Für die Herstellung eines Kristalls benötigt man ca. 500gr Asche. Die restliche Asche kann in Absprache mit einem Beerdigungsunternehmen auf einem Friedhof beigesetzt werden.
Ich persönlich kann mich gar nicht mit dem Gedanken anfreunden, einen lieben Menschen im Wohnzimmerregal als Kristallfigur stehen zu haben. Ich denke zum Abschiednehmen gehört auch das Loslassen des Verstorbenen. Auch denke ich, dass der geliebte Mensch seine Ruhe nicht finden wird, wenn ich ihn jeden Tag bei mir habe, und sei es als gepresster Kristall.

Sonntag, 19. August 2012

Bestattungen in der Natur

Für einige Menschen ist es der größte Wunsch, dass ihre Asche nach dem Tod auf einer Almwiese oder im Meer verstreut wird. Die Seebestattung ist in Deutschland erlaubt, das Verstreuen der Asche im Wald oder auf einer Wiese dagegen nicht. Hier hilft unser Nachbar- land die Schweiz weiter, das ein anderes Friehofsgesetz hat. Verschiedene deutsche Beerdigungsunternehmen haben sich in Kooperation mit ihren Schweizer Kollegen auf diese Formen der Bestattungen spezialisiert. Bei einem Naturgrab weisen keine Kreuze und keine Namensschilder auf die Stelle hin, wo die Asche des Verstorbenen der Erde zurückgegeben wurde. Der Wunsch nach Anonymität ist bei dieser Form des Begräbnisses sehr groß. Die Grabpflege übernimmt die Natur selbst.
Zum einen kann ich den Wunsch verstehen, in die Natur zurückzugehen, von der wir ja auch gekommen sind. Zum anderen möchte ich aber zu bedenken geben, dass Freunde und Verwandte auch einen Ort zum Trauern brauchen. Einen Ort, an den sie innere Zwiesprache mit dem Verstorbenen halten können, an dem sie ihre Erinnerungen pflegen können.

Freitag, 3. August 2012

Feuerbestattung

Die erste Feuerbestattung in Deutschland fand 1874 in Dresden statt. In München gründete sich 1891 der Verein zur Feuerbestattung e. V., der ein Gesuch an den Magistrat richtete, Feuerbestattungen zuzulassen. Die katholische Kirche war der stärkste Gegner der Feuerbestattung. Erst viele Jahre später, 1899 wurde die Feuerbestattung formal zugelassen. Auf einem Teil des Ostfriedhofs wurde ein Krematorium gebaut, indem am 28.11.1912 die erste Feuerbestattung stattfand. Heute wird die Feuerbestattung immer beliebter, wohl auch weil die Urnengräber viel kleiner und damit kostengünstiger sind.

Ich denke, dass jeder sich ganz individuell entscheiden sollte, ob eine Erd- oder eine Feuerbestattung das richtige ist. Ich habe mich erst zu einer Feuerbestattung entschlossen, nachdem mein Bruder vor einigen Jahren erdbestattet wurde. Wenn ich jetzt an ihn denke, finde ich es furchtbar, seinen Körper in einem Sarg unter der Erde zu wissen.

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